Dorf wird Kunst
17 Positionen zum Thema „Contemplatio“
Karthaus - Nicht nur in der Kartause Allerengelberg, sondern auch auf dem Dorfplatz, am Friedhof, in der Kirche, in der Lourdes-Kapelle, auf einem Dachgesims und an anderen Orten in Karthaus sind die Besucher derzeit eingeladen, zeitgenössische Kunstwerke zum Thema „Contemplatio“ zu betrachten und auf sich wirken zu lassen. „Dem Besucher soll im Dorf der Stille die Möglichkeit zur Kontemplation und zum Sich-Vertiefen in die Betrachtung von Kunst geboten werden. Die Ausstellung will ausloten, was zeitgenössische Skulptur aus Südtirol heute sein kann, wie sie sich gesellschaftlich und künstlerisch artikuliert und welcher Einfluss damit auf unsere Auffassung von Ästhetik, Öffentlichkeit und Raum genommen wird“, sagte die Kuratorin Brigitte Matthias, als sie am 14. Juli in die heurige Sommerausstellung einführte. Das Projekt von Brigitte Matthias, die bei ihrer Arbeit von Adina Guarnieri assistiert wurde, zeigt 17 Südtiroler Positionen, „die sich assoziativ und mit unterschiedlichen Ansätzen und Materialien mit dem vorgegebenen Thema beschäftigen.“ Der Orden der Kartäuser war ein rein kontemplativer und als die Mönche 1782 von Josef II. aufgefordert wurden, sich von ihrer „vita contemplativa“ abzuwenden, verließen sie das Kloster. Brigitte Matthias: „In einer Zeit, in der von jedem Einzelnen die höchste Mobilmachung sämtlicher seiner Kräfte zur Steigerung der wie auch immer gearteten Produktivität verlangt wird, wo sich immer mehr Menschen wie im Hamsterrad fühlen, wo wir einem Strom unaufhörlicher Informationen ausgesetzt sind und wo Burn-out zum Schlagwort avanciert ist, will diese Ausstellung einen Gegenpol zu all dem darstellen.“ Werke folgender 17 Künstlerinnen und Künstler können besichtigt werden: Sylvia Barbolini, Aron Demetz, Paul S. Feichter, Friedrich Gurschler, Arnold Holzknecht, Wil-ma Kammerer, Hubert Kostner, Moradavaga (Manfred Eccli, Pedro Cavaco Leitão), Walter Moroder, Elisabeth Oberrauch, Christian Piffrader, Thaddäus Salcher, Alois Steger, Thomas Sterna, Helga von Hofe, Bruno Walpoth und Elisabeth Weiss. Die Sommerausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt des Kulturvereins Schnals und dem Südtiroler Künstlerbund. Sowohl Benjamin Santer und Monika Gamper vom Kulturverein Schnals, als auch die frühere Präsidentin des Künstlerbundes, Helga von Aufschnaiter, und ihr Nachfolger Alexander Zöggeler hoben die Besonderheiten der traditionellen Sommerausstellungen in Karthaus hervor. In Vorbereitung der heurigen 31. Ausgabe von „Kunst in der Kartause“ haben einige Kunstschaffende zum Teil auch im Dorf gearbeitet. Monika Gamper: „Auch die Bewohner haben sich in das Projekt eingelassen.“ Es sei sozusagen das ganze Dorf miteinbezogen worden. „Dass die Bevölkerung derart aktiv mitmacht, ist einzigartig in Südtirol“, freute sich Helga von Aufschnaiter. Auch die Geschäftsführerin des Künstlerbundes, Lisa Trockner, gehörte zu den Ehrengästen bei der Eröffnung. Benjamin Santer dankte allen Künstlerinnen und Künstlern, allen Unterstützern und Sponsoren sowie den „Ladies in Brass“ für die musikalische Umrahmung und den Gastwirten von Karthaus für den Umtrunk. Offiziell eröffnet hat die Sommerausstellung 2018, die bis zum 26. August zugänglich bleibt, Bürgermeister Karl Josef Rainer. Sein besonderer Dank galt dem Kulturverein und dem Künstlerbund.