Glurns feiert

Publiziert in 25 / 2004 - Erschienen am 30. Juni 2004

Glurns ist die kleinste Stadt Südtirols, einzigartig und kostbar, mit Laubengasse, Stadttoren, Wehrtürmen. Stille Winkel vermitteln das Gefühl, als seien die Jahrhunderte spurlos vorüber gezogen. Das Stadtrecht erhielt Glurns im Frühmittelalter. Die erste Urkunde aus dem Jahre 1304 war für die Glurnser Anstoß, heuer mit einem Veranstaltungsreigen Geburtstag zu feiern. Als Stapel- und Umschlagplatz für Salz, von Hall in Tirol kommend und bestimmt für die Lombardei, erlebte die Stadt ihre wirtschaftliche Blütezeit. Die Fugger zogen Handelsfäden und vermarkteten die Erzausbeute aus dem Bergwerk in Scharl. Der Niedergang von Glurns begann mit dem "Engadiner Krieg" 1499. Dieser legte die Stadt in Schutt und Asche. Sie wurde zwar wieder aufgebaut, doch richtig erholen konnte sie sich bist in die jüngste Zeit nicht mehr. Brandkatastrophen, Pestjahre und Überschwemmungen trugen das Ihre dazu bei. Die Bauern- und Handwerkerfamilien veramten und litten Hunger. Ausgemergelte Kinder zogen ab dem 17 Jahrhundert bis 1914 im Frühjahr in Trossen über die noch verschneiten Alpenpässe ins Schwabenland auf Arbeitssuche, um daheim "von der Schüssel zu sein". Im November kehrten sie zurück. Die Not verhinderte über Jahrhunderte jegliche bauliche Umgestaltung der Stadt. Aufzublühen begann Glurns erst in den 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, im Zuge des allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwungs. Sanierungen waren getragen vom Bewusstsein um den Wert der historischen Bausubstanz. Glurns mauserte sich zu einem Kleinod. Die Armut und Not mit aller Bitternis für die Bevölkerung hatte den einen positiven Nebeneffekt: Das mittelalterliche Gesicht der Stadt ist der Nachwelt erhalten geblieben. Informationen zu "700 Jahre Stadt Glurns" in allen Tourismusbüros des Tales.