Johann Sebastian Bach in Schlanders
Schlanders - Zuerst hielt sich die Neugierde in Grenzen. Weder Johann Sebastian Bach noch die Johannespassion hätten vor dem Konzertabend ausgereicht, 90 Minuten Barockmusik in einem engen Kirchenstuhl zu erdulden. Zugegeben, das Trio weckte Neugier. Ein Isländer soll alles singen, was es in der Johannespassion zu singen gab, eine Berlinerin würde am Cembalo begleiten und ein Naturnser war als Schlagwerker angekündigt. Der Titel der Veranstaltung „Johannespassion zu dritt“ auf dem Rundbrief von „musica viva Vinschgau“ war zumindest merkwürdig, hatte aber das Versprechen gehalten, musikalische Kostbarkeiten in den Vinschgau zu bringen. Für die Kostbarkeiten in der Maria Himmelfahrtskirche von Schlanders zuständig waren der Tenor Benedikt Kristiánsson aus Island, der Übermenschliches schaffte, die Berlinerin Alina Albach am Cembalo und ein sensationell flinker Philipp Lamprecht aus Naturns an mindestens 10 Perkussionsinstrumenten. Bachs Johannespassion war nicht nur zu hören, sondern auch zu sehen, ja sogar zum aktiven Mitsingen. Wann hat es das gegeben, dass so viele Vinschger und Burggräfler so aktiv mit Johann Sebastian Bachs Musik in Kontakt traten? Die Verdichtung und Intensität, die sogar Unbeteiligten unter die Haut ging, war dem Projekt PODIUM Esslingen zu verdanken. Wirklich Unbeteiligte gab es im Publikum sehr wenige. Es waren Experten, Musiklehrer, Dirigenten, Chorleiter, Musikanten und spezialisierte Musikgenießer, die stehend minutenlang für Applaus sorgten.
