Um 1982 bereitete sich der mehrfache deutsche Meister und Weltrekordler im Zehnkampf, Jürgen Hingsen (links), in Latsch auf die Olympischen Spiele in Los Angeles vor. Als sportlicher Leiter hatte Franz Rinner (Mitte) den damals weltbesten Bergsteiger Reinhold Messner zu einem Treffen eingeladen.
Noch wie war es so ruhig im Stadion von Latsch wie zur Osterwoche 2020.

Sportdorf ohne Sportler

Covid-19 und die Folgen für das Sportdorf Latsch 

Publiziert in 14/15 / 2020 - Erschienen am 21. April 2020

Latsch - Es gibt nur ganz wenige Einheimische, die bis letztes Jahr Ende März nicht irgendwann den Kopf geschüttelt haben über die Scharen von sonnenhungrigen Sportlerinnen und Sportler aus Deutschland und der Schweiz. Für viele schon halbnackt, aber in selbstbewusster, nordischer „Bleichheit“ haben sie jedes Jahr über Wochen das Dorfbild in Latsch geprägt und die Sportanlagen bevölkert. Für das zentrum- und fußgängerzonenlose Latsch waren das unübersehbare Zeichen, dass der Frühling angebrochen und Ostern nahe war. Für alle Geschäfte im Dorf und für Tourismusbetriebe aller Stufen und Preisklassen waren die 450 bis 500 Athleten und Betreuer im Zeitraum Ende März bis Anfang Mai eine fest eingeplante Größe – und das schon seit dem fernen 1973/74. Damals hatte Bernie Becks, Vertreter der Sportartikel-Firma Adidas und später Manager von Zehnkämpfer Frank Busemann, die Sportanlagen in Latsch und die stabile Vinschger Wetterlage entdeckt. Den „Hinweis auf ungestörtes Training und großzügigen Anlagen“ hat Becks dann renommierten Vereinen „als Geheimtipp“ weiterempfohlen. Genau 2.950 Nächtigungen seien 2019 generiert worden, berichtete auf Nachfrage Martin Stricker, Geschäftsführer des Sportanlagenbetreibers „Viva:Latsch“. „Für heuer hatten wir ungefähr dieselbe Anzahl von Buchungen registriert wie im letzten Jahre. Sie haben alle abgesagt“, erklärte Stricker. Laut Statistik haben im Frühjahr 2019 30 Vereine Stadion, Kraftraum, Turnhalle, Hallenbad und Wurfanlagen genützt, um für die anstehende Wettkampfsaison in Form zu kommen. Darunter waren neun Gruppen aus der benachbarten Schweiz; drei kamen aus der ehemaligen DDR. Die deutschen Vereine SCE Hamm und die LG Bamberg schickten seit über 30 Jahren Trainingsgruppen nach Latsch. Gemeldet war auch eine Auswahl an Spitzenathletinnen und -athleten des Deutschen Leichtathletikverbandes (DLV). Neben den Leichtathleten mussten auch Vertreter anderer Sportarten wie Fußball und Mountain-Biken ihren Aufenthalt in Latsch stornieren. 

Günther Schöpf
Günther Schöpf

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